Eine Physiotherapeutin führt in einem hellen Raum eine Übung zur Schulterbeweglichkeit mit einem älteren männlichen Patienten durch. Sie unterstützt seinen Arm behutsam, während er lächelnd mitarbeitet. Die Praxis ist modern und gut ausgestattet, im Hintergrund sind Therapiegeräte sichtbar.

neurophysiologische Behandlungen

Neurophysiologische Behandlungen stellen einen faszinierenden Bereich der Medizin dar, der sich mit der Funktionsweise des Nervensystems und seiner Rolle bei verschiedenen Erkrankungen befasst. Von der Schmerztherapie bis zur Rehabilitation nach Verletzungen oder neurologischen Erkrankungen bieten neurophysiologische Behandlungen innovative Ansätze, um die Funktion des Nervensystems zu verbessern und die Lebensqualität der Patienten zu steigern.

In diesem Text werden wir einen genaueren Blick auf einige der wichtigsten neurophysiologischen Behandlungsmethoden werfen und ihre Anwendungen sowie potenzielle Vorteile untersuchen.

Das Bobath Konzept

Das Bobath-Konzept ist eine der am weitesten verbreiteten Therapieformen zur Behandlung von Menschen mit neurologischen Störungen. Medizinisch gesehen basiert es auf neurophysiologischen Grundlagen – die Haltung jedoch, mit der der Therapeut dem Patienten gegenübertritt, bezieht den Menschen in seiner ganzen Persönlichkeit ein. Dieses bedeutet unter anderem, dass der Therapeut eng mit anderen Fachdisziplinen, die an der Behandlung des Patienten beteiligt sind, zusammen arbeitet und dass er die Betroffenen und die Angehörigen selbst in die Therapie mit einbezieht.

Das Konzept geht zurück auf seine Namensgeber, die Physiotherapeutin Dr. h. c. Berta Bobath (1907-1991) und den Neurologen und Psychiater Dr. Karel Bobath (1906-1991). Das Ehepaar entwickelte seit den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Behandlungskonzept, das auf empirischen Erfahrungen in der Behandlung von Schlaganfallpatienten beruhte. Sie beobachteten und beschrieben als erste, wie pathologisch veränderte Haltungs- und Bewegungsmuster beeinflussbar sind – daraus entstand ein interdisziplinäres Konzept, zu dem auch weitere Persönlichkeiten aus den Bereichen Medizin, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie beitrugen. Durch die in der therapeutischen Arbeit gewonnenen Erfahrungen, neue Forschungsergebnisse aus den Neurowissenschaften und Anregungen aus benachbarten Wissenschaften wird das Bobath-Konzept bis heute stets weiterentwickelt. Dadurch orientiert sich die Behandlung am aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse – zum Beispiel zur Reifung des Zentralnervensystems, zur Bewegungskoordination und zum motorischen Lernen. Die Entwicklung des Menschen verläuft in einem Prozess, der ständigen Veränderungen unterworfen ist. Der Behandlungsansatz nach Bobath berücksichtigt diese menschliche Entwicklung, die stets gekennzeichnet ist durch das Zusammenwirken sensomotorischer, emotionaler und geistiger Komponenten in der Auseinandersetzung mit dem sozialen und gegenständlichen Umfeld.

Wie wirkt eine Behandlung nach dem Bobath-Konzept?

Die Behandlung nach dem Bobath-Konzept richtet sich an Erwachsene mit angeborenen oder erworbenen Störungen des Zentralnervensystems, mit sensomotorischen Auffälligkeiten, kognitiven Beeinträchtigungen und anderen neurologischen Erkrankungen.

In die Therapie werden der Patient und auch seine Angehörigen mit einbezogen: Aufgrund der Diagnose wird ein individueller Befund erstellt – im Vordergrund stehen Möglichkeiten und Fähigkeiten, kurz die Eigenaktivität des Betroffenen im alltäglichen Leben.

Durch eine enge Verbindung von Befund und Therapie während des gesamten Behandlungsprozesses werden Fortschritte und Veränderungen beobachtet; die Therapie wird stets entsprechend angepasst. Diese dichte Begleitung des Patienten zeigt, wie wichtig die interdisziplinäre Zusammenarbeit in diesem Fall ist: Alles, was die betreuenden Ärzte und Therapeuten aus verschiedenen Fachbereichen mit dem Patienten tun und planen, muss koordiniert sein.

Ziel der Therapie ist es, funktionelle Fähigkeiten zu differenzieren und die Handlungskompetenzen des Patienten zu erweitern – für eine größtmögliche Selbständigkeit im Lebensumfeld. Bei Menschen mit schwersten Behinderungen kann dies zum Beispiel bedeuten – neben der Sicherung ihrer Vitalfunktionen –, dass sie aktiv an den pflegerischen Maßnahmen mithelfen können. So gewinnen sie ein großes Stück Selbstbestimmung. Bei anderen Patienten kann das Ziel zum Beispiel die eigenverantwortliche und selbstbestimmte Organisation ihres Alltags sein.

Die übergeordnete Leitidee der Therapie ist es, optimale Bedingungen für die Entfaltung der sensomotorischen Kompetenz der betroffenen Person zu schaffen. Wesentliche Bestandteile des Lern- und Therapieprozesses sind dabei, zentrale Wachheit und Aufmerksamkeit der Betroffenen zu aktivieren: Berührungen und Bewegungen, aber auch Anregungen im akustischen, optischen, Geruchs- und Geschmacksbereich werden gezielt ausgesucht und angeboten. Im Lernprozess wählen wir Alltagssituationen aus – so kann der Patient eigene, direkt umsetzbare Handlungskompetenzen entwickeln. Therapeutische Techniken unterstützen dabei die Eigenaktivität des Patienten.

Im Unterschied zu anderen Therapieformen gibt es im Bobath-Konzept keine standardisierten Übungen. Im Vordergrund stehen individuelle und alltagsbezogene therapeutische Aktivitäten – die Therapie richtet sich also ganz daran aus, welche Fähigkeiten der Patient mitbringt und welche er erlernen möchte und kann. Dies betrifft Bereiche wie Kommunikation, Nahrungsaufnahme, Körperpflege, An- und Auskleiden, Fortbewegung, Spiel und Beschäftigung – zu Hause, im Beruf, in der Freizeit. Unsere Aufgabe als Therapeuten sehen wir darin, die spezifischen Erfordernisse herauszufinden – wenn immer möglich gemeinsam mit dem betroffenen Menschen und den ihn betreuenden Personen –, vorhandene Fähigkeiten zu fördern und neue Kompetenzen entwickeln zu helfen. Unser Ziel ist immer die größtmögliche Unabhängigkeit des Patienten.

Durch den Ansatz der Bobath-Methode, das Umfeld des Patienten in die Therapie einzubeziehen, erlernen auch die Angehörigen und Betreuer individuell auf den Patienten zugeschnittene Möglichkeiten der Unterstützung. Auch die patientengerechte Anpassung seines Umfeldes (Lagerungs-, Sitz-, Steh- und Fortbewegungshilfen sowie die Adaptierung von Gebrauchsgegenständen) kann nur gemeinsam mit den Bezugspersonen geleistet werden. Außerdem dienen alle diese Maßnahmen dazu, körperliche Folgeschäden wie Kontrakturen, Luxationen und Deformitäten zu verhindern, aber auch Folgen im emotionalen und sozialen Bereich zu vermeiden oder in Grenzen zu halten.

Bobath ist eine Kassenleistung nach § 124 SGB V

Die für die Leistungserbringung erforderliche Ausbildung sowie eine entsprechende zur Führung der Berufsbezeichnung berechtigende Erlaubnis liegt vor. In unserer Praxis bieten wir das gesamte Spektrum des Bobath-Konzeptes für Erwachsene an

Indikationsliste für eine Bobath-Behandlung:

  • Z.n. Schlaganfall
  • Para-und Tetraplegie
  • Multiple Sklerose (MS)
  • M. Parkinson

Dauer einer Bobath-behandlung: ca. 25 bis 50 min. (je nach Umfang und Ausmaß der Problematik)

Was ist PNF? – Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation

PNF ist eine Methode, mit der gezielt das Zusammenspiel von Muskeln und Nerven Bewegung erleichtert wird. Wir setzen diese Methode vor allem bei neurologischen, aber auch bei orthopädischen und chirurgischen Krankheitsbildern ein. Das Grundprinzip: Für ein sinnvolles und gesundes Zusammenspiel aller Muskeln und Gelenke des Körpers ist eine koordinierte Reizübertragung durch die Nerven entscheidend. Die Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation fördert diese Reizübertragung, in dem sie bestimmte Bewegungsmuster erkennt und diese gezielt fördert. PNF wurde als eigene Methode in den vierziger und fünfziger Jahren von dem amerikanischen Neurophysiologen Dr. Kabat und der Physiotherapeutin Margaret Knott entwickelt. Sie basiert auf neurophysiologischen Grundprinzipien wie Reiz und Reaktion, Signalübertragung durch Rückenmark oder Gehirn und anderen Erkenntnissen. In der Physiotherapie fördern wir mit ihr, die motorische Entwicklung.

Wie wirkt die PNF?

Die Bewegungsmuster (Pattern), die unseren alltäglichen Bewegungen zugrunde liegen, sind für das ungeübte Auge in der Regel nicht zu erkennen – obwohl sie bei normaler Motorik immer vorhanden sind. Für das geschulte Auge des Physiotherapeuten zeigen sie sich jedoch in allen statischen Halte- bzw. dynamischen Bewegungsfunktionen. Sie verlaufen dreidimensional und diagonal, da die Skelettmuskulatur spiralig angelegt ist. Mit diesen definierten Bewegungsmustern und bestimmten Techniken wird nun therapeutisch gearbeitet: Es werden Reize wie Druck, Zug, Dehnung und Widerstand, Extero- und Propriozeption genutzt – der Effekt ist spürbar, wenn es nach einer Reihe von festgelegten Techniken zu den erwarteten Reaktionen kommt. Dies können eine stärkere Muskelkontraktion, aber auch eine Muskelentspannung sein. Welche Pattern und Techniken wir wählen, richtet sich immer nach der individuellen Situation des Patienten. Die Therapie erfasst den Menschen als Gesamtsystem – wir setzen immer bei den stärksten Körperabschnitten an, um gezielt auf Schwächen einwirken zu können und hier motorisch normale Funktionen zu fördern. Auch psychologisch ist dieser Therapieansatz sinnvoll: Der Patient erspürt seine Stärken – das motiviert positiv zu weiteren gezielten Aktivitäten auch im Bereich körperlicher Schwächen. Das übergeordnete Ziel dieser Therapie ist immer die Anbahnung bzw. Erleichterung einer Bewegung.

Wir wenden die Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation mit folgenden Zielen an:

  • Indikationsliste für eine PNF-Behandlung
  • Normalisierung der Muskelspannung
  • Förderung der motorischen Kontrolle
  • Förderung der Mobilität
  • Förderung der dynamischen Stabilität, Ausdauer, Kraft (z.B. nach Hüftendoprothese)
  • Fördern der Geschicklichkeit und Koordination

PNF ist eine Kassenleistung nach § 124 SGB V

Die für die Leistungserbringung erforderliche Ausbildung sowie eine entsprechende zur Führung der Berufsbezeichnung berechtigende Erlaubnis liegt vor.

Dauer: ca. 25 min.

Physiotherapie

Bewegung für ein gesundes Leben.

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